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Herzlich willkommen auf schulscheune.de . Sie haben ein hochbegabtes Kind? Und wollen das hochbegabte Kind fördern? Oder Sie interressieren sich nur so für das Thema Hochbegabung? Dann sind Sie hier genau...

Das falsche Geschenk



Als Daniel zwei Jahre alt war, stand er vor dem Schaufenster und bewunderte einen hölzernen Schwan. Der Vogel war aus verschiedenen Holzsorten gefertigt. Kunstvoll waren Schnabel und Augen mit dunklem Holz eingearbeitet. Holzschichten verschiedener Tönung bildeten die Flügel. Um den Hals des Schwanes wand sich ein hellblaues seidenes Band. Man konnte den Schwan daran hinter sich herziehen.
 
Daniel war entzückt von diesem Tier. Er redete nur noch von seinem Schwan und immer, wenn die Familie am Schaufenster vorbei kam, blieb Daniel stehen. Eines Tages flüsterte Daniel seinen Eltern zu, dass er sich diesen Schwan zu Weihnachten wünscht.
 
Die Eltern dachten über den Wunsch nach. Der Schwan war etwas teurer als das Plastespielzeug, was man wenigstens abwaschen konnte. Natürlich hatten die Hunde und Katzen aus Plaste plumpe Gesichter und man konnte nicht ausschließen, dass auf dem Spielplatz ein anderes Kind dasselbe Tier hinter sich herzog. Aber die Eltern fanden es ungewöhnlich, dass sich ihr kleiner Sohn solch filigranes Spielzeug wünschte.
 
Daniel ging mit seinem Spielzeug immer sehr sorgsam um. Doch weil die Eltern glaubten, dass er viel zu jung sei, um die kostbare Schnitzarbeit gebührend zu würdigen, entschieden sie, dass er den Schwan nicht bekommt.
 
Jahre später, Daniel war inzwischen sieben Jahre alt, stand der Schwan zu Weihnachten auf dem Gabentisch. Daniel erinnerte sich an seinen Schwan. Aber richtig freuen konnte er sich nicht darüber. Natürlich war der Schwan immer noch eine kunstvolle Schnitzarbeit. Doch Daniel interessierte sich mehr für chemische Experimente. Er zog den Schwan einige Runden um den Tannenbaum, dann widmete er sich seinen anderen Geschenken.
 
War es das falsche Geschenk? Alles hat seine Zeit. Phasen kommen, Phasen vergehen. Das schönste Geschenk verfehlt seine Wirkung, wenn es zur falschen Zeit kommt.
 
Für hoch begabte Kinder kommt vieles zur falschen Zeit. Die schönste Unterrichtsstunde zum Atommodell nützt nichts, wenn das Kind sich bereits drei Jahre zuvor mit dieser Theorie beschäftigt hat. Und wenn es manchem hoch begabten Kind schwer fällt, in der fünften Klasse die Prozentrechnung zu verstehen, dann liegt das möglicherweise daran, dass das Thema zwei Jahre zu spät kommt.
 
Autor: Bianca Schröder
 
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